
22 Jahre ist er jung und ist schon fast sein ganzes Leben ehrenamtlich engagiert: Jannis Fleisch aus Tschagguns. Bei den Rätschnern war sein erster Einsatz, aber dabei ist es nicht geblieben.
22 Jahre ist er jung und ist schon fast sein ganzes Leben ehrenamtlich engagiert: Jannis Fleisch aus Tschagguns. Bei den Rätschnern war sein erster Einsatz, aber dabei ist es nicht geblieben.
Jannis Fleisch aus Tschagguns wirkt in Schruns. Er absolviert gerade das duale Studium „Internationale Betriebswirtschaft“ an der Fachhochschule Dornbirn und arbeitet beim Golm Silvretta Lünersee Tourismus. Fast seine ganze Freizeit ist er engagiert, denn ein Ehrenamt kommt selten allein.
GLOCKEN IN ROM
Mit sechs Jahren war Jannis Fleisch zum ersten Mal „Rätschner“ in der Karwoche. Der Brauch des „Rätschnens“ wird in Schruns groß aufgezogen und während der ganzen Woche praktiziert. Er ist nur für Kinder und Jugendliche und wird von diesen organisiert. „Ab dem 18. Geburtstag hat man ausgerätscht“, weiß Jannis Fleisch. Er betreut die fünfzigköpfige Gruppe und koordiniert den Einsatz bei den Karwochengottesdiensten trotzdem im Hintergrund weiter. Von Montag bis Mittwoch üben die Rätschner vier Stunden täglich an einem abgeschiedenen Platz, damit es sich gut anhört, wenn es durchs Dorf geht.
Die Rätschner werden vom „Hauptmann“ angeführt. Zwei Gruppen sind jeweils unterwegs, bevor sie sich am Samstag wieder zusammenschließen. In jeder Gruppe gibt es zwei Taktgeber und zwei Glöckner. Ein Teil der Kinder zieht von Haus zu Haus, um Spenden für die Rätschner zu sammeln.
ZWEI RUNDEN UMS MÜNSTER
Das Rätschnen ist mit den Gottesdienstzeiten abgestimmt. So gelingt es häufig, den Gottesdienst „einzurätschnen“. In den Kartagen versuchen die Gruppen tagsüber zur vollen Stunde auf dem Kirchplatz zu rätschnen. Am Gründonnerstag kommen die Glöckner zum Münster und glöcknern bei der Wandlung zwei Runden ums Schrunser Münster herum, bevor sie die Prozession des Allerheiligsten in die nahegelegene Litzkapelle begleiten. Während der Karfreitagsliturgie wird ebenfalls gerätscht.
Der Abschluss des „Rätschnens“ ist am Karsamstag um 19 Uhr auf dem Kirchplatz. Anschließend gibt es den Lohn: Je mehr Hämmer auf einer Rätsche sind, desto höher ist der Lohn. Wenn ein sechsjähriges Kind mit einer Achter-Rätsche durchs Dorf geht, kann es teilweise 100 Euro fürs Mitmachen bekommen. Das ist viel Geld. Der ehemalige Hauptmann Jannis sagt: „Da freuen sich die Kleinen schon auf das erste Spielzeugset, das sie sich selbst kaufen können.“ Und weiter: „Es ist immer schön zu sehen, wenn die Augen der Kinder bei der Geldübergabe leuchten.“
MULITALENT
Mit acht Jahren wurde Fleisch Ministrant und ist heute „Ministrantenchef“. Weil es nach dem Pfarrerwechsel nur noch sieben Ministranten gab, wollte der fleißige Oberministrant die Schar wieder aufstocken. Mit Erfolg: Über 30 „Minis“ sind im Einsatz und genießen auch Gruppenstunden.
Weitere Aufgaben kamen dazu: Die Christmette im letzten Jahr hat dem jungen Engagierten sehr gefallen. Er wirkte als Messner, Lektor und Ministrant: „Das ist eine sehr tolle Messe gewesen. Ich hatte immer etwas zu tun und war frei beweglich.“
Nicht unerwähnt bleiben sollen seine Mitgliedschaften im Pfarrgemeinderat, im Pfarrverbands-Jugendteam und bei der Funkenzunft Gamprätz.
Aber warum tut er das alles: „Je mehr man macht, desto mehr kann man geben“, lautet seine Antwort. Und weiter: „Man empfängt die Dankbarkeit der Menschen.“ Und fürs Rätschnen sowie die Funkenzunft setzt er sich ein, weil es ihm wichtig ist, Brauchtum am Leben zu erhalten.
Bericht von Sr. M. Anastasia Franz